MESSE – TRIAL – SONSTIGES
Wieder einmal ne Messe in Köln! Früher die Internationale Fahrradausstellung IFMA heute der Internationale Fahrradmarkt auch IFMA. Zwischendurch im Mountainbikehype immer noch die Intercycle dazu. Heute aber nur noch die IFMA im zweiten Sinne.
Ich kann mich noch gut an die MTB Boomzeiten
erinnern. Ist ja auch noch gar nicht so lange her. Hersteller und Besucher
in der Bikehausse, um im Börsenjargong zu reden.
Herteller protzten mit grossen Ständen. Die heimlichen Stars waren die
Trialer. Rennradweltmeister, Downhillweltmeister konnten nur durch Autogramme
auf sich aufmerksam machen, Trialer hingegen durch Action direkt vor den Augen
der Zuschauer.
Trialnasen wie Hansrey, Ot Pi, Schlie, Raschkowski, Kromer, Scheffler, Marques
und einige mehr waren an Marken gebunden wie GT, Giant, Scott, Checker Pig
und und und! Die Hersteller erkannten die Werbewirksamkeit des Trialers. Namen
wurden gepuscht. Es gab haushohe Plakate, krasse Standkreationen, die nur
auf Trialer zugeschnitten waren.
Das hat sich geändert. Weniger Geld ist auf dem Parkett. Viele Radhersteller werden von einigen wenigen übernommen. Andere schliddern in die Insolvenz und mit etwas Glück überlebt noch der geschickt verkaufte Markenname. Viel Philosophie weicht eiskalten kaufmännischen Marktgesetzen.
Das ist leider die Realität. Doch
die Trialer sind immer noch gefragt, wenn auch in anderer Weise. Der BDR hat
die Publikumskonzentration auf den Messen auch erkannt und veranstaltet in
den letzten Jahren Contests aller Art. Das reicht von normalen Indoortrials
über Weltrekordversuche, bis hin zum Dualtrial. Dualtrial ist der aktuelle
Name vom Speedtrial, das in England seine Geburtsstunde hatte. Ein Konzept,
dass in Deutschland nun schon einige Male zumeist auf MTB Veranstaltungen
zur Anwendung kam.
Das Prinzip ist gut. Zwei identische Sektionen ca. 30 m lang und dabei nicht
zu schwer. Es geht um Speed. Fehlerpunkte werden mit Strafsekunden geahndet
und spornen den fussenden Trialer zu noch mehr Speed an. Dynamik auf überschaubarem
Raum kommt auf und das komplette Wettbewerbsgeschehen verläuft sich nicht
auf kilometerlangen Rundkursen und bleibt so auch für den faulsten Interessierten
nachvollziehbar.
So auch auf der IFMA 2002. Weltmeister
Marco Hösel ist die wichtigste Persönlichkeit im ca. 30 Mann starkem
Fahrerfeld. Fähiger Besuch aus Belgien und der Schweiz war auch zugegen.
Zu schwer für Dualtrialzwecke waren die Sektionen. Ein 8ter Palettenstapel
als Eingangsstufe stoppte oft die Dynamik. Für aufhocken gibt es bekanntlich
einen Strafpunkt und für einen Strafpunkt gibt es 5 Sekunden. Also können
nur wenige schon in den Vorläufen konkurrenzfähig fürs Finale
bleiben. Soll jetzt aber nicht zu negativ klingen. Interessant wars trotzdem.
Weiter ging es über einen Schwebebalken, über einen Palettenhaufen
und dann eine kniffelige Palettenkabeltrommelabfahrt runter. Damit noch nicht
genug, denn nun das Ganze wieder Retour. Schon auf halber Strecke hing den
meisten die Zunge bis auf die Kette und Unterschiede in der Fitness der einzelnen
Trialer wuirden mehr als offensichtlich. Dem ein oder anderen wurde bewusst,
dass er Unterarme hat, denn die kamen doppelt so dick vor. Eine Ausnahmefitness
hat Marco Hösel. Er brauchte das Sauerstoffzelt auf halber Strecke nicht
und war sogar kurz nach Sektionsende wieder ansprechbar und das mit einem
Lächeln im Gesicht. Eine tolle Vorstellung lieferte Sascha Straube. Dicke
Arme, 1,93 Körpergrösse und das alles kombiniert mit fahrerischem
Können lassen erwarten, dass mit wachsender Routine hier mal ein Höselkonkurrent
entsteht.
Im gesamten Wettbewerb gab es viele spannende Rennen und die Zuschauer wussten
das auch zu schätzen. Ein guter Moderator gab sein bestes dazu und begleitete
Zuschauer und Fahrer informativ und unterhaltsam ins Finale. Das wiederum
bestand aus Marco Hösel und Roger Keller. Hösel war der Favorit.
Er fuhr die schnellste Zeit von 30 Sekunden. Aber Keller hat zwischendurch
auch eine 39er Zeit hingelegt und zwar in der schweren Sektionsvariante. In
den Finalen wurde die Sektion nämlich etwas erschwert. Roger war unglaublich
nervös und als ich ihm vorm Finale zum Gruss die Hand gab, da dachte
ich, ich fass an einen Presslufthammer. Marco war ganz lässig. Und dann
gings los. Bis Ende des Schwebebalken noch Gleichstand und dann passierte
es. Marco macht einen Fehler. 5 Sekunden galt es nun aufzuholen. Hösel
drehte den Gashahn maximal auf. Keller fuhr nicht langsam aber sicher weiter.
Hösel hat mittlerweile die Nase weit vorne. Aber waren das 5 Sekunden?
Keller auf der Rückrunde noch auf den Paletten und Hösel schon auf
dem Schwebebalken. Doch dann wirkten Erdanziehung und Situationshektik noch
mal auf Marcos Fuss. Nun schon 10 Strafsekunden. Soviel Vorsprung konnte Marco
nicht mehr herausfahren. Das Resultat: Marco fährt die schnellere Zeit
und Roger gewinnt den Wettbewerb. Danach Ist Keller überglücklich
den Weltmeister versägt zu haben und der Presslufthammer schaltete noch
ne Stufe höher.
Fazit:
Dualtrial ist ne tolle Möglichkeit, die Faszination Trial in einer etwas
abgeänderten Variante rüberzubringen. Es macht Spass zuzuschauen.
In jeder Paarung kann es zu spannenden Momenten kommen. Alle Zeiten und Ergebnisse
sind auf einer Videowand zu verfolgen.
Wenn die Sektionen etwas leichter wären, dann wäre das sicher zum
Vorteil. Weiterhin sollte man sich überlegen, ob 5 Sekunden nicht etwas
zu viel Bestrafung für einen Fehlerpunkt sind.
Die Disziplin ist ausbaubar und hat meines Erachtens nach Zukunft. Sowas kann
man auch mit kalkulierbarem Aufwand in Städten organisieren.